Heft 8

Designing Age

Heftverantwortung: York Kautt & Dirk H. Medebach



Abstracts der Themenschwerpunkt-Artikel

York Kautt & Dirk H. Medebach

Designing Age: Fragestellungen – Konzepte – Praktiken

Der Beitrag erörtert zum einen die Frage nach den gesellschaftlichen Voraussetzungen des modernen (professionalisierten) Designs. So wird deutlich, dass und inwiefern in der Gegenwartsgesellschaft auch die Frage nach dem Design des Alter(n)s eine unvermeidliche ist. Zum anderen wird die Frage diskutiert, welche Schlussfolgerungen sich aus den sozialen Problembezügen der (modernen) Gestaltung für die Theorie und die Praxis des Designs ergeben. Plädiert wird für ein (sozial-)ökologisches Designverständnis, das die soziale Komplexität von Gestaltungsprozessen als Herausforderung in der Wissenschaft und der Design-Praxis annimmt.

Designing Age: issues – concepts – practices

The article discusses firstly the question of the social conditions of the modern (professionalized) design. So it gets clear that processes of designing age are inevitable. Secondly, the question is discussed, what conclusions arise from social problems of (contemporary) design for the theory and practice of design. The text calls for a (social)ecology understanding of design that takes the social complexity of design processes as a challenge in science and design practice.


Claudia Müller & Wolfgang Reißmann

Technokulturelle Imaginationen als Ansatzpunkte für Participatory Design am Beispiel von „Smart Living“-Szenarien

Die Formulierung von Anforderungen an Assistenztechnologien für ältere Menschen rückt zunehmend in den Forschungsbereich Smart Home/Smart Living. Die ohnehin bereits große Herausforderung der IT-Gestaltung für eine äußerst heterogene Zielgruppe nimmt damit noch an Komplexität zu, da „smarte“ Zukunftstechnologien einerseits durch ihre Nichtsichtbarkeit schwierig zu imaginieren sind und andererseits gravierende Konsequenzen in Bezug auf soziale, ethische und juristische Fragestellungen mit sich bringen. Der vorliegende Beitrag erörtert historische und aktuelle Linien der medialen und unternehmensseitigen Produktion von Smart Living-Visionen und verschränkt diese mit konkreten Ansätzen des Designs innerhalb beteiligungsorientierter IT-Gestaltungsprojekte für und mit ältere(n) Menschen. Generelle Fragen nach Teilhabe, Agency, Stakeholder-Beteiligung und Machtimbalancen werden mit dieser Perspektivenerweiterung sicht- und diskutierbar.

Smart living visions and techno-cultural imaginations as a pivot for participatory design

Requirements formulation of assisted living technologies for the elderly increasingly takes place in the research context of smart home/smart living. By this turn, the challenge of IT-design for a broadly heterogeneous cohort group is getting even more complex due to the specificities of „smart“ technologies; their invisibility makes it hard to imagine future usages as well as the serious consequences they are being accompagnied, such as social, ethical, and legal issues. The paper at hand examines historical and concurrent traces of medial and business related productions of smart living visions and links these with concrete activities in participatory design projects for/with the elderly. Comprehensive research issues, such as participation, agency, stakeholder involvement and power imbalances are being made more visible and discussable by means of this more holistic perspective.


Manuel Menke & Susanne Kinnebrock

Würde bis zum Schluss? Mediale Konzeptionen von Würde im Diskurs über Sterbehilfe

Tod und Sterben sind sensible Themen, sowohl in privaten als auch öffentlichen Kontexten. Durch aktuelle Entwicklungen wie den demografischen Wandel und die zunehmende Institutionalisierung bzw. Medikalisierung des Sterbens wird die Frage nach einem würdevollen Sterben zunehmend öffentlich debattiert. Medien fällt dabei keine rein vermittelnde Funktion zu, vielmehr wirken sie an der Konstruktion von Würdevorstellungen und Werten mit. Mithilfe einer standardisierten Inhaltsanalyse von Wochenzeitungen und Nachrichtenmagazinen aus dem Jahr 2014 wird gezeigt, inwieweit unterschiedliche Würdekonzepte (und damit einhergehend verschiedene Menschenbilder) Eingang in die massenmediale Debatte über Pflege und Sterbehilfe finden, wie vulnerable Menschen medial dargestellt werden und in welchem Maße ihnen ein eigenständiger Beitrag zum medialen Diskurs zugestanden wird.

Dignity until the end? Media conceptions of dignity in the discourse on assisted suicide

Death and dying are sensitive issues – in private life as well as in media debates. Due to contemporary demographic developments and due to the institutionalization and medicalization of dying the question what defines a dignified death is increasingly debated by mass media. However, media do not only function as mediators of social reality, they also contribute to the construction of values and of believes about dignity. A quantitative content analysis of German weekly’s in 2014 shows how different believes about dignity and related conceptions of man influence the debates on care and assisted dying. It is also shown how vulnerable human beings are represented and included in the media discourses on these topics.


Thomas Damberger

I am medial! Über Medien, Bildung, Altern und Tod

Mit zunehmendem Alter droht der Verlust von Autonomie. Selftracking-Applikationen versprechen insbesondere Senioren ein höheres Maß an Selbstkontrolle. Nun basiert Selftracking auf digitaler Informationstechnik, und genau diese Technik ist es, mit der zukünftig möglicherweise eine weitaus radikalere Form der Autonomie einhergehen wird: die vollständige Vermessung und Digitalisierung des Menschen. Der Tod wird im Rahmen einer solchen transhumanen Utopie zur wählbaren Option. Allerdings setzt ein solches Selbstverständnis voraus, dass es das Unbegreifbare im Menschen nicht gibt, sondern lediglich das, was noch nicht begriffen wurde und früher oder später technisch einholbar sein wird. Der vorliegende Beitrag ist ein Plädoyer für eine, dem Menschen eigene prinzipielle Unbegreifbarkeit.

I Am Medial! About Media, Education, Aging and Death

When people grow old, they lose more and more autonomy. Selftracking applications promising especially seniors a greater degree of self-control. Selftracking is based on digital information technology and it is possible that this technology will soon accompany a far more radical form of autonomy: the full quantification and digitization of man. Considering such transhuman utopia, death will become a selectable option. However, such a self-understanding presupposes there is nothing in humans, which can not be detected by technology - sooner or later. This paper is a plea that in principle the human being can not be fully captured.