Heft 4

Usability und Altern

Heftverantwortung: Clemens Schwender & Anja Hartung



Abstracts der Themenschwerpunkt-Artikel

 

 

Saskia Kraft

 

Universell oder altengerecht? Textdesign für Mediennutzer/-innen im höheren Alter

Die Frage, wie Medien für Menschen höheren Lebensalters konzipiert und gestaltet werden sollten, wurde lange Zeit in der Medienproduktion ignoriert. Aktuelle Entwicklungen, wie die Veränderung der Altersstrukturen der Bevölkerung und die damit verbundene Sorge einer „digitalen Spaltung“ haben das Interesse an dieser Thematik sowohl in der Medienforschung als auch in der -produktion geweckt. In diesen Diskursen wird der Gebrauchstauglichkeit und Barrierefreiheit ein hoher Stellenwert eingeräumt. Der vorliegende Beitrag zeigt auf, warum es sowohl aus anwendungsorientierter als auch aus wissenschaftlicher Sicht wichtig ist, sich mit den beiden Gestaltungsgrundsätzen – Gebrauchstauglichkeit und Barrierefreiheit – auseinanderzusetzen. Dafür werden theoretische Perspektiven und empirische Befunde alterns- und medienbezogener Forschungsdisziplinen im Überblick skizziert. Das Textdesign, das sowohl für eine gebrauchstaugliche, als auch für eine barrierefreie Mediengestaltung von zentraler Bedeutung ist, steht dabei im Fokus der Darstellung.

 

The question, how media should be designed for elderly, has been ignored for a long time. Due to current trends, like the demographic change and the fear of “digital exclusion”, the interest in this issue had been increased, both in the field of media research and media production. In that regard, the concepts of usability and accessibility have moved to the fore. This article shows the importance of these concepts from the academic and economic point of view. In this context interdisciplinary as well as theoretical and empirical results connections will be mentioned as. The textdesign, which is of central importance in both usability and accessibility, is in the focus of this paper.

 


Bastian Dinter & Sven Pagel

 

Einblicke in den Rezeptionsprozess jüngerer und älterer Onliner auf Produktwebsites mittels Eyetracking

Dieser empirische Beitrag untersucht den Rezeptionsprozess jüngerer (20-32 Jahre) und älterer Menschen (59-69 Jahre) bei der Nutzung von Online-Medien. Im Rahmen eines experimentellen Versuchsaufbaus wurde das Blickverhalten von 48 Teilnehmer/-innen (24 Jüngere / 24 Ältere) bei der Informationssuche auf einer Produktwebsite mittels Eyetracking analysiert. Dabei zeigten ältere Onliner eine geringere Verarbeitungsgeschwindigkeit der Inhalte als ihr jüngeres Pendant. Ferner fokussierten sie ihre Aufmerksamkeit verstärkt auf Textelemente. Videoinhalte und Bilder wurden von ihnen bei statischer Einbettung ähnlich gut wahrgenommen wie von Jüngeren. Interaktive Videoformate hingegen führten zu einer vergleichsweise schlechteren visuellen Wahrnehmung. Implikationen für Forschung und Praxis werden diskutiert.

 

This paper compares the perception of online media of younger users (ages 20-32) to elderly users (ages 59-69) based on the eye tracking methodology. The gaze behavior of 48 participants (24 younger / 24 elderly) was analyzed, during the information search process on a product website, to determine differences in visual perception. On average, the older adults need more time to process the information. They primarily focus their visual attention on text elements. In comparison to younger users, the elderly users have more difficulties with the perception of embedded interactive videos. However, if images and videos are embedded in a static context, no difference can be observed. Implications for research and practice are provided.

 


Claudia Müller, Dominik Hornung & Volker Wulf

 

Design eines Nachbarschaftshilfeportals für ältere Mieter/-innen: Adressierung und Förderung der User Experience

Eine gute Usability bzw. User Experience bestimmt die Qualität eines digitalen Medienprodukts maßgeblich. Insbesondere für ältere, technikunerfahrene Menschen ist eine positive Nutzungserfahrung im Umgang mit digitalen Medien wesentlich. Unsere Interpretation des User Experience-Ansatzes richtet sich auf die Einbindung lebensweltlicher Erfahrungen älterer Menschen bereits in frühen Designphasen. Am Beispiel eines Projekts, das die Entwicklung eines Nachbarschaftsportals für ältere Mieter/-innen in einem Wohnquartier zum Ziel hat, wird die Methode der „Experience-based Design Workshops“ vorgestellt, mit der die Generierung von Designideen und -anforderungen mit den individuellen Lebenskontexten der zukünftigen Nutzer/-innen vereinbart werden kann.

 

Design of a neighborhood portal for elderly tenants: addressing and promoting user experience

A good usability or user experience, respectively, is an important factor for product quality. This is especially true for elderly people who are not familiar with new media products. Our reading of current user experience approaches is directed towards a high integration of elderly peoples’ every-day contexts in early design phases. We present a design project aiming at the development of an internet platform for elderly tenants in a city quarter. Our work is mainly based upon the method of “Experience-based Design Workshops”, with which a holistic approach of the generation of design ideas and requirements embedded in every-day life contexts of the prospective elderly users is possible.

 


Christine Weiß

 

Innovation durch Partizipation: Integrierte Forschung für eine seniorengerechte Medientechnik

Ob Bildung oder Arbeitsmarkt, Gesundheitsversorgung oder Familie – der demografische Wandel umfasst viele gesellschaftliche Bereiche. Eine wichtige Frage ist, wie Wissenschaft und Forschung mit der Entwicklung altersgerechter Medienanwendungen den Weg in die Zukunft gestalten können. Die VDI/VDE Innovation + Technik GmbH fördert als Projektträger des Bundesministeriums für Bildung und Forschung nicht nur zukunftsweisende Forschungsprojekte, sondern analysiert auch komplexe Rahmenbedingungen und entwickelt geeignete Formate, um alle Beteiligten auf Augenhöhe zusammenzubringen – jede/r als Expertin bzw. Experte in eigener Sache.

 

Innovation through Participation: Integrated research for a senior-friendly media technology

Regardless of whether education or the labor market, health care or the family are concerned, the demographic change affects many areas of society. An important question is how science and research can contribute to a successful future by developing age-appropriate media applications. As a funding agency of the Federal Ministry of Education and Research the VDI/VDE Innovation + Technik GmbH promotes not only future-oriented research projects, but also analyzes complex conditions and develops appropriate formats that bring together all stakeholders on an equal footing – each an expert in their own right.