Lesen als intergenerative Medienpraxis. Die wissenschaftliche Begleitung des Projektes 'Lesestart - mit Büchern wachsen'

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der PISA-Debatten weist die Lesesozialisationsforschung in jüngerer Zeit verstärkt auf den zentralen Stellenwert der Familie für die Entwicklung von Sprach-und Lesefähigkeiten hin. Demnach werden entscheidende Weichen für die späteren Lesefähigkeiten und das spätere Leseinteresse bereits in der frühen Kindheit gelegt. Das Modellprojekt „Lesestart - mit Büchern wachsen" verfolgt das Ziel, Eltern zur frühkindlichen Leseförderung ihrer Kinder anzuregen.

Das auf drei Jahre angelegte Modellprojekt umfasst insgesamt drei Projektphasen. In jeder dieser Projektphasen erhalten die Eltern einer Kohorte neugeborener Kinder ein kostenfreies „Lesestart"- Materialpaket, das nicht nur Informationen über die Sprach- und Leseentwicklung sowie die Relevanz und die Möglichkeiten einer frühkindliche Leseförderung von Kindern vermittelt, sondern ihnen darüber hinaus auch altersgerechte Bücher zur Verfügung stellt. Übergeben werden die Materialpakte an die Eltern durch Kinderärzte/-innen und Bibliothekare/-innen.

'Lesestart' wird begleitet durch eine wissenschaftliche Evaluation, die nicht nur nach den Gelingensbedingungen und Hindernissen des Projektes im engeren Sinne fragt, sondern auch eine aktuelle Situationsbeschreibung des
Lesens und Vorlesens in der Familie leisten möchte. Zentral für diese Beschreibung sind die Fragen danach, wie das Buch in intergenerative Kommunikationszusammenhänge eingebunden ist, welche Akteure (Geschwister, Eltern, Großeltern) sich für das Lesen interessieren und für das Vorlesen verantwortlich zeigen und welche Bedeutung dies wiederum für die kindliche Entwicklung und für die Zukunft des Mediums Buch haben kann. Erste Ergebnisse der Evaluation, die quantitative und qualitative Methoden verbindet, weisen auf die Bedeutung hin, die die Generation der Großeltern für das Lesen und Vorlesen in den befragten Familien hat. Besonders die Großmütter sind wichtige Lesevorbilder und aktive Vorleser und zeigen sich in einem Großteil der befragten Familien dafür verantwortlich, Kinder
mit Büchern zu beschäftigen. Diese Feststellung ist der Ausgangspunkt für eine tiefere Analyse dieses intergenerativen, auf das Buch bezogenen Medienhandels.

 

Projektteam: Prof. Dr. Bernd Schorb, Daniel Diegmann M.A., Katrin Meier M.A.